Während ich das gerade so schreibe, versuche ich mir vorzustellen, was wohl Dein erster Gedanke ist, wenn Du diese paar Buchstaben liest: LIEBE

Tatsächlich fällt mir dabei zuerst ein Symbol ein – ein Herz.

Liebe scheint wohl nicht nur für mich etwas zu sein, das von Herzen kommt oder unser Herz berührt. Wie sonst, wäre das Herz zu einem so dominanten Symbol für Liebe geworden?

Vielleicht hast ja gerade Du bei diesem Begriff ein völlig anderes Symbol vor Augen?

Z.B. das Herz, das gerade von einem Pfeil getroffen wurde, oder das zerbrochene Herz.  Oder möglicherweise auch 4 Herzen, die ein Kleeblatt bilden – ein Symbol für Glück.

Liebe weckt in uns unterschiedlichste Assoziationen, die sich nicht immer in Symbolen ausdrücken, jedoch immer mit Bildern in unserem Kopf. Beim Nachdenken habe ich mir die Frage gestellt:

Bedeutet Liebe eigentlich immer Beziehung?

Ich meine ja.

Es gibt zahlreiche Arten von Beziehungen und damit auch so vielfältige Chancen für Liebe. Weit über die partnerschaftliche Liebesbeziehung hinaus, an die vermutlich die meisten zuerst denken.

Mir fallen spontan die Beziehungen innerhalb unserer Familie ein. Zu Kindern, Eltern, Geschwistern usw.

Auch die Beziehung zu Freunden oder anderen Menschen, die uns wichtig sind. Beziehungen bei unserer Arbeit, in unserem privaten Umfeld usw.

Im Grunde stehen wir sogar mit allen Menschen in Beziehungen – selbst ohne sie überhaupt zu kennen.

Denn: Wir leben alle zusammen auf dem gleichen Planeten und unsere Handlungen haben Auswirkungen auf andere. Vielleicht nicht immer unmittelbar, aber indirekt und längerfristig schon.

Und wie verhält sich das eigentlich mit den Tieren? Fast 35 Mio davon lebten 2020  in Deutschland direkt in unseren Haushalten. Meistens ist die Beziehung zu diesen Tieren zu einer Verbindung geworden, die menschlicher Nähe sehr nahekommt. Nicht selten dient sie tatsächlich auch als Ersatz.

So viele Glücksmomente, die wir durch Beziehung erfahren können. Auch in der Beziehung zur Natur. Vielleicht kennst Du solche Momente, in denen wir fast ehrfürchtig verharren und einfach nur staunen und genießen.

Verbindest Du mit all diesen Beziehungen auch Liebe?

Wie definierst Du die Grenzen?

Noch innerhalb der Familie, oder vielleicht nichtmal (mehr) dort? Nur in Deiner Partnerschaft oder vielleicht dort auch nicht mehr?

Mir fällt die Abgrenzung jedenfalls schwer. Deshalb habe ich recherchiert. In diversen Lexika fand ich dabei hauptsächlich diese Definition von Liebe:

„Auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe o. Ä. gefühlsbetonte Beziehung zu einer Sache, Idee o. Ä.“

Aha, also doch Beziehung, denke ich mir. Und zwar eine emotionale, eine die uns anzieht und die wir eingehen möchten.

Was bedeutet das jetzt im Umkehrschluss?

Ist Beziehung ohne Liebe möglich?

Auch da meine ich: Ja.

Allerdings merke ich schon beim Schreibend dieser Zeile, dass sich das komisch anfühlt. Machbar, aber unangenehm irgendwie.

Ich denke zuerst an die Beziehung zu meinem Partner. Wie würde sie aussehen ohne Liebe?

Könnten wir noch Freude zusammen erleben? Sex? Hätten wir Vertrauen zueinander?

Oder wären wir reduziert auf Sachlichkeit, vielleicht einem gemeinsamen Zweck dienend? Mir wird kälter bei dem Gedanken an eine solche Beziehung, der die Liebe fehlt.

Verändert sich mein Gefühl, wenn ich an meine Kinder/die Familie denke? Ja und Nein.

Ja, weil die sexuelle Komponente entfällt. Nein, denn für mich bedingt eine gute familiäre Beziehung Liebe. Eine Familie kann Struktur geben und Sicherheit, jedoch kann ohne Liebe aus meiner Sicht keine echte Bindung entstehen. Häufig führt gerade das Gefühl nicht, oder weniger geliebt zu werden, zu erheblichen und möglicherweise lebenslangen Konflikten.

Auch an dieser Stelle wage ich gedanklich nochmal den Schritt über die eigene Familie/den Freundeskreis hinaus und finde Begriffe wie: Nächstenliebe, Tierliebe, Liebe zur Natur etc.

Verbunden mit der Definition aus dem Lexikon werden wesentliche Unterschiede schnell klar: Wir können mit all dem auf dem gleichen Planeten in Beziehung stehen, aber fehlende Liebe entfernt uns von dem was uns als Menschen wirklich ausmacht: Menschlichkeit und Werte.

Darüber mache ich mir in letzter Zeit noch stärker als früher Gedanken. Mein Fazit:

Ich finde : Wir bräuchten dringend mehr Liebe in unserer Gesellschaft.

Vielleicht fragst Du Dich jetzt: Aber ich kann doch nicht bedingungslos alles lieben?

Ja, glaub mir: Diese Frage stelle ich mir genauso. Häufig ist von der bedingungslosen Liebe zu lesen. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, andere zu lieben, ohne ihnen Bedingungen zu stellen.

Aber, sei mal ehrlich: Stellen wir nicht denjenigen die wir lieben, die härtesten Bedingungen?

Sollten sie uns nicht am besten kennen, genau wissen was wir denken, wie wir fühlen und was wir brauchen? Bei genauer Betrachtung erweist sich das als unlösbare Aufgabe. Wer kennt schon jederzeit die EIGENEN Gefühle und Bedürfnisse? Dazu braucht es schon sehr viel Reflexionsfähigkeit. Und das dann noch konstruktiv in Worte zu fassen, ist hohe Kunst.

Wir knüpfen unsere Bereitschaft zu lieben an Bedingungen

Vielleicht sind wir uns dessen nicht immer bewusst. Oder vielleicht doch?

Kennst Du nicht auch die Sätze, die z.B. mit „Wenn…., dann…“ beginnen? Da sei die Frage erlaubt: „Ja, und wenn nicht?“. Die Konsequenzen schwingen immer mit. Entweder verbalisiert, oder nur in unseren Gedanken.

Als Empfänger der Nachricht, können wir uns dann überlegen, ob wir der Aufforderung Folge leisten oder nicht. Schon sehr früh erlernen wir Verhaltensweisen, die uns nachhaltig begleiten.  Diese Prozesse nennt man Erziehung oder Sozialisierung. Wir können dann in die Richtung gehen, in die man uns zieht, indem wir tun was andere wollen und ihnen gefallen.

Oder wir entscheiden uns, in die andere Richtung zu ziehen und zu rebellieren. Wir werden unbequem.

Wenn Du Mutter oder Vater bist, würde ich jetzt eine Wette darauf abschließen, zu wissen was Du denkst:

„Aber ich kann doch mein Kind nicht alles machen lassen!“

Ja – Du hast Recht. Kinder vor Schaden bewahren zu wollen und ihnen Grenzen aufzuzeigen, ist sicherlich ein wichtiger Ansatz. Aber bedenke immer dabei: Es sind DEINE Grenzen!

Besser ist es, sich Zeit für Kommunikation zu nehmen und auch über die eigenen Werte zu sprechen (die übrigens auch hinterfragt werden dürfen). Kinder verstehen das früher, als so mancher denkt. Aber die Auseinandersetzung damit ist zeitintensiv und kostet in unserer beschleunigten Gesellschaft viel Kraft. Oft scheint es einfacher, die Wenn-Dann-Sätze zu verwenden. Ist es aber angesichts der Konsequenzen nicht.

Versteh mich bitte nicht falsch: Das gilt nicht für Notfälle. Aber unser Leben besteht nicht aus täglichen Notfällen, meine ich.

Ach du meine Güte…jetzt habe ich ja einen ganz schönen Gedankenausflug gemacht. Verrückt, was einem manchmal so einfällt. Dabei hatte ich doch nur über die Liebe gelesen.

Vielleicht ein wenig überraschend, wenn ich jetzt daran denke, was ich gelesen habe und mein Auslöser war.

Eine Studie, die sich mit der Liebe auf den ersten Blick beschäftigt.

Befragt wurden im Jahr 2019 Frauen, ob sie sich in ihren aktuellen Partener auf den ersten Blick verliebt haben, oder ob sich die Liebe im Laufe der Zeit entwickelte.

Das Ergebnis siehst Du hier:

Welche Ableitungen triffst Du daraus?

Interessant fand ich, dass ältere Befragte sich offensichtlich häufiger, auf den ersten Blick in den aktuellen Partner verliebt haben. In allen Altersgruppen war der Anteil derjenigen, bei denen die Liebe langsamer gewachsen ist, höher als die spontane Liebe. Auffällig dabei: In den Altersgruppen bis 39 Jahren, war dieser Anteil fast doppelt so hoch.

Wenn man davon ausgeht, dass das langsame Verlieben in jemanden auf wachsende Vertrautheit/zunehmendes Vertrauen begründet ist, liegt der Schluss nahe, dass die Bereitschaft zum „Vertrauensvorschuss“ gesunken ist. Vielleicht in unserer modernen Welt zuweilen nicht ganz unbegründet. Gleichwohl finde ich, es lohnt sich auch darüber nachzudenken, ob nicht unsere Ansprüche an Beziehungen zu dieser Veränderung führen. Wir müssen erst alles abchecken, sich gegenseitig beweisen u.v.A.

Vertrauen wir uns und unseren Gefühlen oft selbst nicht mehr?

Oft erlebe ich im Rahmen meiner Seminare/Coachings, dass vielen der Zugang zu sich selbst verlorengegangen ist. Manchmal wurde er auch nie gelernt – bzw. aberzogen.

Und das bringt mich zu der Art von Liebe, die ich bisher nicht erwähnt habe. Aus meiner Sicht, ist sie der Schlüssel für all die anderen Formen von echter Liebe zu der Menschen fähig sein können: Liebe Dich selbst!

Willst Du anderen ehrliche Liebe entgegenbringen, musst Du bei Dir selbst beginnen. Ui – das reimt sich sogar.

Ich meine das ernst: Wenn Du mit Deinem Inneren nicht im Reinen bist, kompensierst Du im Außen.

Die Liste der kompensatorischen Maßnahmen ist lang und zu individuell, um sie hier aufführen zu können. Sich selbst und seine „Fallen“ kennenzulernen ist ein Entwicklungsprozess, der sich auf jeden Fall lohnt.

Du ahnst sicher schon: Entwicklung und Prozess klingen nach Arbeit und Zeit. Stimmt! Aber die Chance Deine Beziehungen zu verbessern, glücklich und zufrieden zu leben ist hoch. Menschen, die auf diese Weise leben, können es bestätigen. Vielleicht gehörst auch Du zu diesen Menschen.

Falls Du Dich nicht dazu zählst, frage Dich, wofür Du sonst Deine Energie gibst und Deine Zeit aufwendest. Du bist der einzige Mensch, der darüber entscheidet, ob es so bleiben soll.

Wenn Du das Bedürfnis zur Veränderung hast, werde jetzt aktiv und kontaktiere mich direkt.

Was Du jetzt sofort tun solltest!

Der Mai ist der Monat der Liebe. Fang doch mal damit an, jemandem Deine Liebe auszudrücken. Sage es, schreibe es. Ganz wie es für Dich passt.

Wenn Dir der Schritt zu groß erscheint, dann beginne doch damit, wie sehr du jemanden magst. Sage oder schreibe es einfach, ganz ohne Begründung – bedingungslos.

Und wenn Dir jetzt wirklich niemand einfällt, dann schreibe Dir selbst mal einen Liebesbrief und schau was passiert.

In memoriam

Während ich diesen Beitrag geschrieben habe, erreichte mich die Nachricht vom viel zu frühen Tod eines früheren Kollegen. Wenn mir spontan ein Mensch einfällt, den ich persönlich kannte und mit der Fähigkeit zu bedingungsloser Liebe verbinde, dann war er es.

Lieber Noah – Du warst ein Quell der Inspiration für mich, ein Freund, ein Lehrer. Ich schaue dankbar auf unsere Begegnungen zurück und behalte sie in liebevoller Erinnerung.

Mögen Licht und Liebe immer mit Dir sein – wo immer Du jetzt bist.

 

Statistik-Quelle:https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1019073/umfrage/umfrage-in-deutschland-zur-dauer-bis-zum-verlieben-bei-frauen-nach-alter/

Dankeschön für das Foto an: S.Herrmann und F. Richter auf Pixabay